Der Mensch als besondere Form des Seins

Ein Leitfaden zur Philosophie: Ein Blick auf Schlüsselkonzepte und Ideen - 2024



Der Mensch als besondere Form des Seins

In den Überlegungen zur Universum, zur Natur, zur Gesellschaft und zum Menschen stützt sich die philosophische Gedankenwelt seit den frühesten Zeiten bis in die Gegenwart auf die fundamentale Kategorie des Seins als Einheit der Welt, die sich entwickelt, verändert und gleichzeitig als relativ stabiles Ganzes bewahrt bleibt. Die Einheit der Welt äußert sich in der Tatsache, dass sie ist, existiert, und “seinend“ ist. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass das unendliche Sein in unterschiedlichen Formen seines Daseins differenziert werden kann. Man kann die folgenden miteinander verbundenen Hauptformen des Seins unterscheiden: das Sein der Natur (der Dinge, der Prozesse), das Sein des Menschen, das geistige (ideelle) Sein und das soziale Sein.

Die Geschichte der Weltphilosophie zeigt, dass die Suche nach den ultimativen Grundlagen des Seins immer mit der zentralen Frage verbunden war: dem Verstehen des Wesens des menschlichen Seins. Was ist der Mensch, was ist sein Platz und seine Bestimmung in der Welt, was ist die Spezifik seiner Natur und der Sinn seines Daseins? Auf diese und andere Fragen haben sich verschiedene Traditionen und Richtungen der Forschung herausgebildet.

Jedoch stießen die Versuche der Wissenschaftler, eine einheitliche, ganzheitliche Konzeption des Menschen zu entwickeln, immer wieder auf ernsthafte Schwierigkeiten. Schon im 18. Jahrhundert betonte Helvétius, dass die Menschheitsfrage in ihrer Vielseitigkeit so zu betrachten sei, dass der Mensch als Modell, auf das verschiedene Künstler blicken, von jedem nur in einigen seiner Facetten erfasst wird, jedoch niemand das Ganze vollkommen erfasst hat. Diese von Helvétius erkennbare Schwierigkeit im Verstehen des Menschen ist auch heute noch kennzeichnend für den aktuellen Stand der Forschung.

Derzeit findet eine systematische Ansammlung vielfältiger empirischer Daten über den Menschen statt, und es werden Versuche unternommen, die verstreuten Fakten sowohl innerhalb spezieller Wissenschaften als auch interdisziplinär zu systematisieren und zu verallgemeinern. Dabei weisen die Wissenschaftler zurecht auf die Schwierigkeiten hin, die sich bei der Integration von heterogenen Daten über den Menschen ergeben, und die praktische Unmöglichkeit, auf diesem Weg eine umfassende und zugleich ganzheitliche Theorie des Menschen zu entwickeln. Versuche, das Wissen aus verschiedenen Disziplinen über den Menschen zu vereinen, enden häufig in fragmentarischen, eklektischen Beschreibungen wesentlicher und unwesentlicher Eigenschaften und Beziehungen. Anstatt eines ganzheitlichen Bildes ergibt sich ein mechanisches Zusammensetzen von heterogenen Daten über den Menschen. Keine der Einzelwissenschaften, noch deren Gesamtheit, so sehr sie den Menschen als empirische Tatsache erforschen mögen, können Probleme wie die Natur des Menschen, seine Freiheit, Tätigkeit, Subjektivität, Entfremdung, den Sinn des Lebens und dergleichen lösen.

Daher kann keine Systematisierung und Summierung (selbst die vollständigste) des Wissens über den Menschen, das von den einzelnen Wissenschaften gewonnen wurde, zu einem Wissen über den Menschen als ganzheitliches System führen, das integrative sozial-naturwissenschaftliche Qualitäten besitzt. Der Mensch ist nicht einfach ein Konglomerat unterschiedlicher Parameter (biologischer, psychischer, sozial-aktiver und so weiter), sondern ein ganzheitliches System mit spezifischen Qualitäten. Die neue Qualität des Ganzen ist die objektive Grundlage, die es notwendig macht, die philosophische Ebene des Erkennens herauszuarbeiten.

Für den Menschen bedeutet dies, dass man über die Grenzen der Einzelwissenschaft hinausgehen muss, die den Menschen als empirische Tatsache untersuchen, und sich auf die Ebene der philosophischen Verallgemeinerung erheben muss, die es erlaubt, den Menschen als “Welt des Menschen“ zu betrachten, als dialektische Einheit des Allgemeinen (des Allgemeinmenschlichen), des Besonderen (abhängig vom Kulturtyp) und des Einzelnen (individueller Aspekte des Selbstbewusstseins), also als organisch miteinander verbundene Ganzheit. Die Philosophie ist dazu berufen, den Menschen nicht nur zu studieren und zu interpretieren, sondern in gewissem Maße auch als Konzept zu schaffen, in dem die theoretischen und praktischen-axiologischen Aspekte zu einer Einheit verschmelzen.

Im Folgenden werden philosophische Probleme wie Anthropogenese, die Natur, das Wesen und die Existenz des Menschen, das Verhältnis des Biologischen und Sozialen in ihm, innere Freiheit, Tätigkeit und Kreativität, Entfremdung und der Sinn des Lebens analysiert. Besonderes Augenmerk wird auf die Definition der Schlüsselkategorien gelegt, die den kategorialen Rahmen der eigentlichen philosophischen Konzeption des Menschen bilden.