Ein Leitfaden zur Philosophie: Ein Blick auf Schlüsselkonzepte und Ideen - 2024
Erkenntnis als Gegenstand philosophischer Analyse
Wissen und Erkenntnis
Die Orientierung in der Welt setzt immer eine adäquate Reproduktion der Wirklichkeit voraus. Diese Reproduktion bildet den Kern des erkenntnistheoretischen Verhältnisses des Menschen zur Welt. Das erkenntnistheoretische Verhältnis des Menschen zur Wirklichkeit stellt eine notwendige Seite seines gesamten Verhältnisses zur Welt dar, und die Möglichkeit einer adäquaten Reproduktion der Realität wird zu einem weltanschaulichen Problem.
Wissen, das Ergebnis der menschlichen Erkenntnistätigkeit, kann als Grundlage eines idealen Plans der Tätigkeit verstanden werden. Genau die Umsetzung dieser idealen Pläne ermöglicht es, eine Brücke zwischen Bewusstsein und Wirklichkeit, Wissen und Sein zu schlagen.
Das Funktionieren des Wissens als Grundlage des idealen Plans der Tätigkeit schafft die Möglichkeit von Rückkopplungen von der Wirklichkeit zu unserem Wissen über sie. Im Verlauf der Herstellung solcher Verbindungen werden menschliche Kenntnisse über die Welt präzisiert, überprüft und verbessert. Wissen entsteht, funktioniert und entwickelt sich im Prozess aktiver menschlicher Tätigkeit.
Ursprünglich in das Geflecht des realen menschlichen Lebens eingewebt, trennt sich das Wissen in einem bestimmten Entwicklungsstadium der Gesellschaft als spezialisiertes geistiges Produkt ab. Eine besondere Form geistiger Produktion (neben der Kunst und anderen) ist die wissenschaftlich-theoretische Tätigkeit, der Aufbau eines speziellen wissenschaftlichen Weltbildes, das sich von dem in der alltäglichen Bewusstseinswahrnehmung gegebenen Weltbild unterscheidet. Die Erkenntnistätigkeit des Menschen, die in das Geflecht seines realen Lebens eingebunden ist, steht immer in untrennbarem Zusammenhang mit der Arbeit seines Bewusstseins, seinen Emotionen, dem Willen, dem Gedächtnis; sie setzt auch Überzeugung, Glauben, Fehler, Illusionen und Täuschungen voraus. Doch der Kern des erkenntnistheoretischen Verhältnisses des Menschen zur Welt besteht trotz all dieser begleitenden Faktoren darin, eine adäquate Reproduktion der Wirklichkeit zu erreichen, ohne die weder eine tatsächliche Orientierung des Menschen in der Welt noch eine erfolgreiche Umgestaltung dieser Welt möglich sind.
Kann die Menschheit, der Mensch als Subjekt der Erkenntnis, Wissen entwickeln, das eine solche adäquate Reproduktion der Wirklichkeit darstellt? Was sind die Grundlagen und Kriterien der erkenntnistheoretischen Tätigkeit, in deren Verlauf ein solches Wissen entsteht und sich weiterentwickelt? Diese Fragen bilden die weltanschauliche Natur der philosophischen Analyse der Erkenntnis.
Gegenwärtig wird Erkenntnis nicht nur von der Philosophie untersucht. Verschiedene Spezialwissenschaften, die sich mit Erkenntnis befassen, entwickeln sich intensiv: Kognitive Psychologie (die Psychologie, die sich mit Erkenntnisprozessen beschäftigt), Logik und Methodologie der wissenschaftlichen Erkenntnis, Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftstheorie, Soziologie des Wissens und so weiter. All diese Wissenschaften leisten einen wertvollen Beitrag zum Studium der Erkenntnis, indem sie deren einzelne Aspekte betrachten. Ohne die Unterstützung ihrer Erkenntnisse wäre auch eine qualifizierte und erfolgreiche philosophische Untersuchung der Erkenntnis nicht möglich. Doch das Wesen des erkenntnistheoretischen Verhältnisses zur Welt ist der eigentliche Gegenstand philosophischer Reflexion, da es mit der Analyse und Lösung grundlegender weltanschaulicher Probleme des Verhältnisses des Menschen zur Wirklichkeit verbunden ist. Erkenntnis ist eine notwendige Seite dieses Verhältnisses und kann nur im Kontext dieses Verhältnisses selbst verstanden werden.