Das Konzept als grundlegende Form der rationalen Erkenntnis - Erkenntnis als Gegenstand philosophischer Analyse - Wissen und Erkenntnis

Ein Leitfaden zur Philosophie: Ein Blick auf Schlüsselkonzepte und Ideen - 2024

Das Konzept als grundlegende Form der rationalen Erkenntnis

Erkenntnis als Gegenstand philosophischer Analyse

Wissen und Erkenntnis

Bei der Betrachtung der sinnlichen Erkenntnis, also der Erkenntnis, die in die materielle und objektbezogene Tätigkeit eingebunden ist, wurde ihre Abhängigkeit von der Sprache und dem begrifflichen Denken aufgezeigt. Was jedoch sind Konzepte und wie entstehen sie? Die Antwort darauf lässt sich im Allgemeinen wie folgt fassen.

Im Verlauf der physischen Auseinandersetzung mit konkreten Gegenständen und Phänomenen, bei ihrer Nutzung und Veränderung sowie bei der Gestaltung und Veränderung gesellschaftlicher Beziehungen erwirbt die Menschheit vielfältiges Wissen über diese Beziehungen. Es werden Beziehungen zwischen verschiedenen Typen und Arten materieller Objekte und Prozesse, zwischen den verschiedenen Eigenschaften von Objekten und so weiter aufgedeckt. Die Beziehungen zwischen Dingen, Phänomenen, Prozessen sind vielfältig, und dementsprechend gibt es zahlreiche Arten des Wissens über diese Beziehungen. Dies können beispielsweise Kenntnisse über die Beziehungen zwischen den Eigenschaften des Eisens, aus dem ein Beil gefertigt wird, und des Holzes, das dieses Beil spalten kann, sein. Doch auch komplexere Wissensformen über die Beziehungen zwischen Masse und Beschleunigung eines Körpers, zwischen den Elementarteilchen innerhalb eines Atoms usw. fallen hierunter.

Da Wissen darauf abzielt, die Beziehungen zwischen den Eigenschaften von Objekten, zwischen den Objekten selbst und den Prozessen, in die sie eingebunden sind, zu erkennen, werden diese Beziehungen zu Objekten der Erkenntnis. Aber was bedeutet dies für das Verständnis des Erkenntnisprozesses und speziell für das Verständnis der Mechanismen, durch die Konzepte entstehen und welche Rolle sie in der Erkenntnis spielen?

Bereits im alltäglichen praktischen Leben begegnen wir ständig konkreten Gegenständen, die real existieren und durch Sehen, Hören, Tasten unmittelbar wahrgenommen werden können. Dabei erfassen wir immer auch die Beziehungen zwischen den Dingen und dokumentieren unsere Beziehung zu ihnen. Dies lässt sich in einfachen Sätzen wie “das ist ein Haus“, “dieses Haus ist schön“, “die Rose ist rot“ erkennen. Die Wörter “Haus“, “schön“, “rot“ können nicht nur auf das konkret vorliegende Objekt angewendet werden. Das Wort “Haus“ kann auf eine Vielzahl unterschiedlicher Gebäude angewendet werden, die dem Menschen als Wohnraum dienen. Auch die Wörter “schön“ und “rot“ können auf die verschiedensten Objekte und Objektklassen angewendet werden; schließlich sind nicht nur Häuser schön und nicht nur Rosen rot.

Diese Wörter spiegeln bereits die Beziehungen zwischen konkreten Objekten und Phänomenen wider, und zwar in einer verallgemeinerten Form. Wenn wir sie gebrauchen, denken wir an bestimmte allgemeine Eigenschaften, charakteristische Merkmale verschiedener Objekte und Phänomene, die in vielen anderen Aspekten sehr unterschiedlich sind. Gerade die objektive Gemeinsamkeit von Eigenschaften wird zum Hauptgegenstand der Erkenntnis. Der Erkenntnisprozess entfaltet sich dabei wie folgt: Zunächst stützen wir uns auf das Studium konkreter, realer Gegenstände als materieller Objekte mit ihren tatsächlichen, objektiv existierenden Qualitäten und Merkmalen. Gleichzeitig aber findet ein aktiver Erkenntnisprozess statt: Der Mensch vergleicht zielgerichtet unterschiedliche Objekte, die nicht immer direkt aufeinander einwirken. Bei der Ausführung bestimmter Handlungen mit diesen Objekten und der Verfolgung eines praktischen Ziels vergleicht der Mensch sie, stellt sie in einander entsprechendes Verhältnis, wobei er jene Beziehungen und Verknüpfungen außer Acht lässt, die ihn zu diesem Zeitpunkt und in diesem Zusammenhang nicht interessieren. Der Mensch “zerlegt“ gewissermaßen durch seine Gedanken die reale Ganzheit eines konkreten Objekts, das immer in die unterschiedlichsten Beziehungen zu anderen Objekten und Eigenschaften eingebunden ist und daher potenziell eine Vielzahl von Eigenschaften und Merkmalen repräsentiert.

Durch sein Denken hebt der Mensch diejenigen Beziehungen hervor, die objektiv, für sich genommen, und als besondere Objekte nicht existieren. Diese aber sind für das Leben und die Tätigkeit des Menschen von Bedeutung und werden daher zu speziellen Objekten seiner Erkenntnistätigkeit. Diese Objekte, die vom Menschen herausgegriffen und erkannt werden, werden in Begriffen wie “Haus“, “Mensch“, “rot“, “Schönheit“ usw. ausgedrückt und fixiert.

Ein Beispiel: Die rote Rose und der rote Stoff sind in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Gegenstände. Doch wenn der Mensch an ihrer Farbe interessiert ist, abstrahiert er von anderen Eigenschaften dieser Objekte. Er vergleicht die beiden Objekte hinsichtlich ihrer Farbe, wobei er oft auch von den Farbschattierungen absieht, die ebenfalls variieren können. Die objektiven Beziehungen dieser Objekte, die durch die Gemeinsamkeit ihrer Farbe verkörpert sind, werden im Begriff “rot“ festgehalten und reflektiert.

Die Prozesse, durch die Konzepte entstehen, die die gemeinsamen Eigenschaften von Objekten und Phänomenen der Umwelt widerspiegeln, erstrecken sich über viele Jahrhunderte und reichen tief in die Geschichte zurück. Bevor das Wissen über bestimmte Beziehungen eine verallgemeinerte Form annimmt und dadurch eine begriffliche Ausdrucksweise erlangt, müssen Milliarden von Vergleichen, Abwägungen, Unterscheidungen, gedanklichen “Zerlegungen“ und physischen Veränderungen von Objekten stattfinden. Dabei müssen alle Aspekte, die für die jeweilige Beziehung oder Verknüpfung nicht wesentlich sind, ausgeblendet werden. Im Verlauf menschlicher Tätigkeit müssen Wissensinhalte von rein persönlichen, individuellen Aspekten (Gefühle, Erlebnisse spezifischer Subjekte, ihre rein individuellen Ziele) befreit werden. Das Wissen muss eine verallgemeinerte Form annehmen, sowohl im Sinne der Ausprägung allgemeiner objektiver Beziehungen als auch im Sinne seiner objektiven Bedeutung für viele Menschen. In diesem Fall werden durch praktische Tätigkeiten nicht nur konkrete Dinge und Phänomene geschaffen oder verändert, sondern auch die Konzepte, die im Verlauf dieses Prozesses entstehen und zu diesem Zeitpunkt untrennbar mit ihm verbunden sind. Die in der praktischen Tätigkeit entstandenen Konzepte werden später zu einem wichtigen Bestandteil und einer Form dieser Tätigkeit. In den darauf folgenden Prozessen der Anwendung werden sie durch ständige Vergleiche mit konkreten Objekten und den Beziehungen, die zu diesem Typ gehören, überprüft, präzisiert und verändert.

Wenn wir von einem bestimmten Menschen oder von Gruppen und Gemeinschaften sprechen, gebrauchen wir selbstverständlich und ohne weiteres das Wort “Mensch“. In den meisten Fällen (bewusster oder weniger bewusst) verbinden wir dieses Wort mit dem Wissen über die allgemeinen Eigenschaften aller menschlichen Wesen und deren Unterscheidung von anderen Naturobjekten, von Tieren usw. Wenn das Wort zusammen mit einem solchen Wissen (mehr oder weniger vollständig, differenziert oder weniger differenziert) verwendet wird, fungiert es genau als Begriff. Konzepte sind also Produkte des sozial-historischen Prozesses des Wissens, die in Wörtern verkörpert werden, welche die allgemeinen wesentlichen Eigenschaften und Beziehungen von Objekten und Phänomenen hervorheben und fixieren und damit zugleich die wichtigsten Erkenntnisse über die Handlungsweisen im Umgang mit bestimmten Gruppen von Objekten und Phänomenen zusammenfassen. Ohne Konzepte wäre menschliche Erkenntnis unmöglich. Wenn im langen historischen Prozess des menschlichen Wissens keine verallgemeinerten Denkmuster entwickelt und verankert worden wären, müsste jeder Mensch in jedem Generationenzyklus jedes einzelne Objekt, Faktum oder Phänomen neu beschreiben, vergleichen und durch ein einzelnes Wort ausdrücken. Durch die Verwendung von Begriffen sammeln und nutzen wir die Ergebnisse jahrhundertealten praktischen Wissens der Menschheit in komprimierter Form.

Bisher haben wir überwiegend über Begriffe gesprochen, die allgemeine Eigenschaften materieller Objekte beschreiben. “Rot“ ist ein Begriff, der ein gemeinsames Merkmal einiger sinnlich wahrnehmbarer Dinge widerspiegelt und sie von anderen, anders gefärbten materiellen Objekten unterscheidet. Wenn wir jedoch nicht nur die Unterschiede zwischen roten, grünen, gelben und ähnlichen Objekten feststellen, sondern auch ihre Identität und Ähnlichkeit, tritt ihre objektive Eigenschaft, “irgendwie gefärbt zu sein“, also die Eigenschaft der Farbe, in den Vordergrund. So bildet sich (neben den Begriffen “rot“, “grün“) auch der Begriff “Farbe“, der noch allgemeiner ist und noch allgemeinere Zusammenhänge widerspiegelt. Für seine Bildung muss man offensichtlich schon das Verhältnis und den Unterschied zwischen einzelnen roten Objekten und dem Rot im Allgemeinen verstehen, d. h. den Unterschied und Zusammenhang zwischen dem Einzelnen und dem Allgemeinen. Der Begriff “Farbe“ berücksichtigt nicht nur die gemeinsamen Eigenschaften aller gefärbten Dinge, sondern stellt auch die Beziehungen zwischen ihnen und zwischen den Begriffen, die die Beziehungen verschiedener Farben fixieren, her: “Rot“, “Grün“, “Gelb“ und so weiter. Solche Begriffe spiegeln allgemeine Beziehungen zwischen Dingen und Phänomenen wider, sind jedoch selbst keine konkreten materiellen, sondern ideale, verallgemeinerte Objekte des Wissens; dabei kann der “Grad“ oder das Maß der Abstraktion von der Konkretheit der materiellen Objekte und ihrer sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften unterschiedlich sein.

Und dennoch muss im Hinblick auf jene Begriffe, die im unmittelbaren Prozess der materiell-praktischen Tätigkeit entstehen und verwendet werden, erneut ihre Verbindung zur sinnlichen Erkenntnis, zur Beobachtung, zum sinnlich-anschaulichen Abbild der Wirklichkeit betont werden. Die anschaulichen Formen der Abbildung der Eigenschaften der materiellen Welt enthalten bereits die ersten Phasen und Formen der Verallgemeinerung. Wenn wir beispielsweise das Bild eines Hundes im Bewusstsein haben, so ist dieses bereits ein recht komplexes Ergebnis sinnlicher Erfahrung — es sind mehr oder weniger die Merkmale verschiedener Hunde synthetisiert, die wir beobachtet haben. Auch unsere allgemeineren, abstrakteren und umfassenderen Vorstellungen (über die Heimat, über eine bestimmte Stadt, ein Land usw.) haben immer eine bildliche Form. Durch Begriffe setzt sich der Prozess der Verallgemeinerung nicht nur fort: Das Verhältnis des Begriffs zu der Gesamtheit der genau bestimmten Objekte einer bestimmten Klasse wird indirekter. Begriffe wie “Hund“, “Baum“, “Stuhl“ können im Gegensatz zu den entsprechenden Bildern von konkreten Merkmalen befreit sein. Und dennoch ist es erst der Begriff (und nicht einfach das Wort, das bloße Zusammentreffen von Lauten), weil wir mit ihm immer wieder die entsprechenden Objekte und ihre Beziehungen erfassen, nutzen und bezeichnen (und somit für andere Menschen angeben). In einem Begriff (d. h. in einem Wort, das eng mit der Gesamtheit des Wissens verbunden ist) werden solche Kenntnisse verallgemeinert und fixiert, die es uns ermöglichen, praktisch mit den Objekten der entsprechenden Klasse zu handeln. Begriffe geben gewissermaßen Regeln, eine verkürzte Skizze sinnlich-praktischen Handelns. In diesem liegt das Spezifische der Begriffe, die im Verlauf der sinnlich-gegenständlichen Tätigkeit gebildet werden.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen diejenigen Handlungen, die im Prozess der Bildung solcher Begriffe stattfinden. Streng miteinander verbundene Handlungen der Abstraktion, des Vergleichens und Gegenüberstellens, des Heraushebens des allgemeinen Merkmals, das einer unüberschaubaren Menge von Objekten und ganzen Klassen von Objekten eigen ist, werden in der Philosophie Abstraktion genannt, und die Ergebnisse des Wissens, die dabei entstehen, werden Abstraktionen genannt. Bei der Abstraktion geht der Mensch von den objektiven, wirklichen Eigenschaften von Objekten und Phänomenen sowie von ihren realen Beziehungen zueinander aus; es wird ihre tatsächliche, unabhängig vom Bewusstsein bestehende Einheit fixiert. Doch dabei zeugt die Tätigkeit der Abstraktion und der Vereinigung, der Synthese von Erkenntnissen, von der Kraft und Aktivität menschlichen Wissens, vom Entstehen eines besonderen Typs der Tätigkeit, eines speziellen Typs der Erkenntnis, der auf die Fixierung von Beziehungen abzielt. Es muss noch einmal betont werden, dass das Erkennen von Beziehungen, das Wissen um diese Beziehungen, ihre Verbesserung und die Nutzung dieses Wissens in der Praxis eine ganz gewöhnliche, alltägliche Angelegenheit ist. Es ist ein Prozess, den Menschen in ihrem Leben täglich und stündlich durchführen und der zu sehr wichtigen, nicht nur materiellen, sondern auch idealen Ergebnissen führt. Wir wirken mit Hilfe eines Objekts auf ein anderes, weil wir bereits wissen oder vermuten, und dann genau erkennen, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen.

Der Mensch der Antike war grundsätzlich denselben natürlichen Materialien umgeben wie der moderne Mensch. Er stieß beispielsweise auf Eisenstücke. Doch der Mensch verstand nicht sofort, dass man aus diesem Material einen Axt herstellen konnte. Erst nach vielen zufälligen und oft isolierten Handlungen entdeckten die Menschen, dass dieses Material — Eisen — aufgrund seiner besonderen Eigenschaften geeignet war, andere Objekte zu bearbeiten. Die Herstellung von Werkzeugen bedeutet somit das Erkennen und Bewusstsein stabiler Beziehungen zwischen den Materialien, die für das Werkzeug verwendet werden, und einigen anderen Objekten der materiellen Welt. Der Mensch nutzt diese Materialien, um ein Haus zu bauen, weil er bereits das Verhältnis zwischen den für den Bau notwendigen Materialien und dem Resultat — dem gebauten Haus — kennt.

Es ist der praktische Prozess der aktiven Anwendung von Objekten auf andere, der dem Menschen hilft, diese Beziehungen zu entdecken und aufzudecken. Gleichzeitig ist es ein Prozess der Wiederholung, der Reproduktion bestimmter Handlungen, der Enthüllung stabiler, beständiger und wiederholbarer Beziehungen. Solche Beziehungen werden als wesentliche oder gesetzmäßige objektive Beziehungen und Verbindungen bezeichnet.

Im Verlauf der historischen Entwicklung nimmt die Tätigkeit der Bildung und Verwendung von Begriffen, die ursprünglich in die unmittelbare praktische Tätigkeit eingebettet war und nur in dieser Form existierte, komplexere Formen an und entwickelt sich — sehr langsam und allmählich — zu einer eigenständigen Tätigkeit.

Nehmen wir beispielsweise den Prozess der Erkenntnis quantitativer Beziehungen. Heute hat dieser Prozess wichtige wissenschaftliche und praktische Ergebnisse erzielt: Die Mathematisierung des Wissens ist eine der wichtigsten objektiven Tendenzen der Entwicklung der Wissenschaften in der Ära der wissenschaftlich-technischen Revolution. Doch viele Begriffe und Vorstellungen über quantitative Beziehungen haben eine solche Abstraktheit und Abstraktion erlangt, dass sie manchmal als völlig “freie“ und “willkürliche“ Schöpfungen des menschlichen Verstandes interpretiert werden. Aber man darf nicht vergessen, dass die Erkenntnis quantitativer Beziehungen schon seit langem in die praktische Gegenstandstätigkeit des Menschen integriert war und auch heute noch in dieser Form weiterentwickelt wird.

Im Verlauf dieses Prozesses lernten die Menschen zunächst, bestimmte materielle Objekte zu vergleichen und zu messen, erkannten dann die Gemeinsamen Merkmale ihrer Handlungen, die auf die Messung und das Zählen verschiedener Objekte ausgerichtet waren, und nach einer Analyse dieser Handlungen stellten sie quantitative Beziehungen zwischen den materiellen Objekten selbst fest. In ihrem Bewusstsein bildeten sich Kenntnisse über quantitative Beziehungen heraus, die eine verallgemeinerte Form, ein Zeichen und Ausdruck erhielten und zu einem wichtigen Faktor für die weitere praktische Tätigkeit wurden. Erst später bildeten sich besondere Gruppen von Menschen heraus, die das Wissen über quantitative Beziehungen in sich trugen und spezielle Fähigkeiten im Umgang mit Zahlen erlernten. Diese Menschen begannen zunächst mit der Messung von Grundstücken, der Zählung von Objekten und Dingen, die unter den Mitgliedern einer Gemeinschaft oder für den Handel und Austausch verteilt werden sollten; erst nach einem relativ späten Entwicklungsstadium trennte sich die Art der Tätigkeit, deren Hauptobjekt die numerischen und geometrischen Beziehungen selbst waren, die nun separat von den zählbaren und messbaren Objekten untersucht wurden. So entstand die Mathematik, die älteste der Wissenschaften. Und auch heute noch existiert die Tätigkeit der Bildung und Verwendung von Begriffen über quantitative Beziehungen in zwei Formen.

Zunächst einmal, beim Erforschen der objektiven quantitativen Eigenschaften materieller Körper, Objekte und der Prozesse der Entwicklung von Natur und Gesellschaft, verwendet der Mensch auch heute noch gewohnheitsmäßig Begriffe wie “weniger“, “mehr“, “gleich“ usw. Er nutzt Zahlen im Alltag. Durch Millionen wiederholter Interaktionen mit verschiedenen materiellen Objekten hat der Mensch ihre quantitativen Eigenschaften und Beziehungen erkannt und sie mit speziellen sprachlichen Zeichen bezeichnet (Ziffern wie 1, 3, 5…, die Operationen “mehr“, “weniger“, “gleich“ usw.). Auch heute noch nutzt er diese “quantitativen“ Begriffe in der Praxis und präzisiert sie weiter.

Was die Mathematik betrifft, so befasst sie sich bereits mit den Ergebnissen des menschlichen Erkenntnisprozesses, das heißt mit Wissen. Indem sie das Wissen über quantitative Beziehungen im Prozess einer tieferen Erkenntnis dieser Beziehungen verwendet, indem sie herausfindet, wie sich die Zahlen untereinander verhalten, wird die Vorstellung von “quantitativen Begriffen“, also dem verallgemeinerten Wissen über die Beziehungen zwischen Objekten, zu speziellen Objekten der Erkenntnis. Mit der Schaffung der Mathematik ist der Mensch in der Lage, direkt mit Zahlen als Objekten zu arbeiten, auf die seine Erkenntnis gerichtet ist. Durch die Arbeit mit Zahlen kann er neue Formeln entwickeln, bestimmte mathematische Gesetzmäßigkeiten aufdecken, das heißt, neues Wissen erlangen.

Im Bereich der Erkenntnistheorie muss zunächst die Bedeutung und Spezifik des Prozesses der Bildung und Funktion von Begriffen hervorgehoben werden. Zweitens sollte berücksichtigt werden, dass im Laufe der Geschichte eine besondere Art von Tätigkeit entstanden ist, deren Ziel die Bildung und Veränderung von Wissen ist, das heißt die Bildung und Veränderung von Begriffen, Ideen und theoretischen Konzepten. Folglich entsteht im Prozess der gesellschaftlichen Arbeitsteilung eine besondere Art von Tätigkeit, die letztlich mit der Aufgabe der praktischen Nutzung und Veränderung der Welt der Natur und Gesellschaft verbunden ist, deren Hauptziel jedoch die Produktion von theoretischem Wissen ist (sowie die Speicherung, Ansammlung, Übertragung und Verbreitung von Wissen, sowie das Lehren des Wissens). Dies ist die spezielle Tätigkeit zur Schaffung allgemeiner Begriffe, Ideen und Prinzipien, die in der Gesellschaft in irgendeiner Form zu einem besonderen Prozess organisiert ist.